Endlich wollten Nicole und ich unsere Estafette mal dem harten Einsatz aussetzen und beschlossen deshalb, die angesagte 65-Jahre-Estafette-Feier im holländischen Middelbeers am Wochenende des 21. / 22. September 2024 zu besuchen.
Meine Kontaktaufnahme deswegen mit Christoph führte dazu, dass sich letztendlich drei Estafetten aus unserem Club für die Reise begeistern konnten. Gemeinsam wollten wir am 18. September 2024 die Fahrt auf Nebenstrassen in drei Etappen unter die Räder nehmen – ganz nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel!
Leider kam es aber dann anders als geplant. Zuerst musste Christoph die gesamte Reise absagen und nur einen Tag später vermeldete Rolf technische Probleme an seiner fahrenden Unterkunft. Trotz viel Arbeit Tag und Nacht schaffte er nicht, das Problem zu lösen. So fuhren Nicole und ich am Mittwoch, 18. September 2024 allein Richtung 1. Etappenziel in Harskirchen. Dort konnte ich einen schönen Camping-Platz Coeur d’Alsace für € 36.- inkl. Frühstück reservieren.
Etwa 100 km nach Basel dem Rhein entlang hatte ich irgendwie das Gefühl, etwas riecht nach Bremse oder Kupplung, weshalb wir beschlossen, direkt am Rhein einen Mittaghalt einzulegen. So habe ich schnell mal alle Räder von Hand angefasst und stellte fest, dass die linke vordere Radnabe ziemlich heiss war, alle anderen Räder komplett kalt.
Nach der langen Restaurationszeit der gesamten Bremsanlage im vergangenen Winter machte mir dies nicht wirklich grosse Sorgen, kannte ich die Anlage doch aus vielen Arbeitsstunden inn- und auswendig und konnte mir deshalb mögliche Fehler und deren Folgen gut vorstellen. Schnell hatte ich durch Berühren der Bremstrommel auf der Innenseite einmal vor und einmal hinter der «Achse» schnell gemerkt, dass vor allem der hintere Teil (Bremsbelag) der Bremstrommel viel wärmer als der vordere Teil war. Also schnell den Vierkantschlüssel geholt und den Abstand des Bremsbelages um zwei Millimeter gelockert – das Problem trat nie mehr auf während der ganzen Fahrt.
Auf der Fahrt zum Camping durch liebliche Gegenden und Dörfer des Elsass haben wir unterwegs noch les Maisons des Rochers in Graufthal besucht, danach Kaffee und wirklich hervorragende Patisserie gegessen.
Den Camping für die 1. Nacht direkt am Port du Harskirchen haben wir problemlos gefunden (dank neuem Navi, eine Stunde vor Abfahrt gekauft) und uns schnell auf der Parzelle installiert. Nachtessen im reservierten Restaurant in Sarre-Union dann ganz alleine (die haben extra für uns zwei die Bude geöffnet), ein bisschen schräg die ganze Sache, aber es war das einzige Restaurant im Dorf, das geöffnet hatte.
Ausgeschlafen ging es am nächsten Tag weiter Richtung Zwischenziel Camping de Renval in Bastogne. Unterwegs die schöne Stadt Metz besucht, welche allein mal eine Reise für ein Wochenende wert wäre. Schon die Kirchenfenster von Chagall in der Kathedrale von Metz sind wunderschön.
Die ganze Stadt ist sehr sympathisch, doch der Weg bis nach Bastogne noch lang und deshalb war Aufbruch nach dem Mittagessen angesagt, um vor der Dunkelheit anzukommen. Kaum eingecheckt und auf dem Platz installiert, hielt eine andere mir unbekannte Estafette gleich neben uns am nächsten Platz an und wer stieg aus – ROLF! Welche Überraschung! Er hatte also seine 2. Estafette kurz entschlossen ready gemacht und war losgefahren, in einem Run direkt bis zu uns nach Bastogne. So konnten wir zusammen Nachtessen und am nächsten Tag gemeinsam nach Middelbeers fahren.
Die dritten 230 km waren dann landschaftlich nicht mehr so reizvoll und meist auf Schnellstrassen, was mir anfangs nicht so sympathisch war, aber eben effizient. Wir wollten ja nicht zu spät auf dem Festplatz erscheinen und uns gute Plätze ergattern. Ein kurzer Halt für Einkäufe der kommenden Tage wurde kurz vor dem Ziel absolviert und so liefen wir recht pünktlich um ca. 14 Uhr bei den Freunden der Estafette von Holland ein.
Über die Zeit im Camp berichtet ja Rolf auf unserer Webseite, weshalb ich mich auf unsere Weiterreise konzentriere. Bis anhin hatten wir Kaiserwetter, keine Wolke am Himmel und warme spätsommerliche Temperaturen.
Am Tag unserer Weiterreise Richtung Utrecht und Amsterdam hat sich dies dann leider langsam zum Schlechteren entwickelt. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, was uns die kommenden fünf Tage wettermässig erwarten wird…
Die Fahrt, mit einer Übernachtung im schmucken Culemborg (ein Besuch wert), nach und auch die Ortschaft Utrechtselbst ist der Hammer! Eigentlich schade, hatten wir hier nicht einen ganzen Tag mit Übernachtung eingeplant! Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wurden aber besucht und so gings am späteren Nachmittag schon wieder weiter Richtung Amsterdam. Bezug eines schönen Campings am Stadtrand mit guter Verbindung der U-Bahn direkt in die Stadt!
Drei Tage Amsterdam, meist begleitet von Regenfällen, mal mehr und mal weniger. Wir blieben aber sowohl in unserem Bus wie auch im angehängten Zelt komplett trocken und so war das Ganze dennoch recht gemütlich und gut auszuhalten.
Unser Plan war eigentlich eine gemütliche Heimreise mit Besuch der folgenden Städte: Den Haag inkl. Scheveningen, Gent, Reims, Nancy.
Leider wurde aber das Wetter jeden Tag schlechter und so begleiteten uns teilweise sintflutartige Regenfälle sowohl auf der Strasse während der Fahrt wie auch in der Nacht auf dem Campingplatz. So hatten wir nach Den Haag und Gent die Nase voll und entschieden uns, auf direktem Weg von Gent nach Hause zu fahren. Total 640 Autobahnkilometer an einem Stück, immer mit rund 90 km/h. Wenn man nur einen 30-Liter-Tank hat, sind das dann doch ein paar Tankstellenhalte unterwegs, dafür konnten wir die Beine vertreten und Sandwiches kaufen.
In den total 11 Tagen und rund 2’000 km wurde die Liebe sowohl im Auto wie auch ins Auto auf eine harte Probe gestellt und beides hat mit Bravour bestanden. Nicole und ich lieben unsere Estafette und diese hat unsere Liebe mit einer komplett pannenfreien und trockenen Tour erwidert! Was könnte da schöner sein.
Autor: Beat, 2024
Wow was für ein schöner Bericht 🤩🤩Danke euch zwei ❤️Dani & Jacky